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Change your mind!

Tischtennis in Deutschland … und die Transformationsfähigkeit – … keine Liebesbeziehung, sondern eher Grund zur berechtigten Sorge. Die „German Angst“, die „German Vorurteile“ und die „German Neidgesellschaft“ … sie alle lähmen eine Sportart, die droht im aktuellen Wandel unserer Zeit in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten unterzugehen. Einer der liebsten Sätze in deutschen Vereinen lautet deshalb heute noch immer: „Wir machen das ja nur ehrenamtlich!“ Man beachte das „nur“ … und seine (psychologische) Wirkung in Bezug auf Verantwortung. Wieviel „Freiwilligkeit“ steckt in solch einer Aussage eigentlich wirklich noch?

Nun kann ich ehrenamtlich nichts tun und in Bewegungs- und Schockstarre verfallen (weil „ehrenamtlich“ insofern missinterpretiert wird, dass nur eine Bezahlung motivierend wäre und ich noch weitere „Erklärungen und Umstände“ finde, auch weiter nichts zu tun). Oder ich kann etwas tun (was ohne Bezahlung (weil so ja gewollt und akzeptiert) dennoch funktioniert, weil ich ja bei meiner Wahl an einer bestimmten Sache ein Eigen- oder Gemeinschaftsinteresse hatte, intrinsisch motiviert war oder bin, diesem Interesse auch nachzugehen).

Deshalb ist die spannende Außensicht auf diese Problematik:

Verstehen alle Vereinsvertreter(innen), dass das „Verwalten“ Ihres Vereins, dass „Abarbeiten von Routinen, über die nicht weiter nachgedacht wird“ – so wie sie es aus den letzten 20-30 Jahren kannten – so heute nicht mehr funktioniert? Und auch Jammern über fehlende Bereitschaft, sich zu engagieren, weiter eher abschreckt als andere Strategien?

Momentan liegt der Verdacht nahe, dass mehr als „Ich mache das ja nur ehrenamtlich und andere wollen sich nicht gleichermaßen bei uns engagieren“ die Mehrheit unserer Vereine offenkundig nicht im Sinn haben. Und schon gar nicht, dass möglicherweise zu wenig oder das Falsche dafür getan wurde, mehr Mitarbeit, motivierte Mitarbeit für den eigenen Verein zu finden. Und diese Haltung ist in der gegenwärtigen Situation der Transformationen unserer Welt – innen wie außen – mit ziemlicher Sicherheit ein Existenzkiller für den Verein … und damit auch für unsere Sportart. 

Innovation, Kreativität und Veränderung ist vielerorts gar nicht oder wenn, dann nur in Sonntagsreden und auch dann nur in homöopathischen Dosen registrierbar. Tischtennis als Sportart in Deutschland auf ewig gesetzt? Weiter so wie bisher? Vereine und Verbände wähnen sich offenkundig als unsterblich. Computer, Internet, Netzwerke, Wissensarbeit, Kooperation, Zusammenarbeit Professionalisierung? Alles Pillepalle. Unseriös. Nicht im Sinne des Wettbewerbs. Zu teuer! Zu aufwändig! Zu „modern“! Tischtennis-Deutschland – das sind Roßkopf und Fetzner, Boll und Ovtcharov … und ihre Erfolge von gestern.

Aber wer ist für den massiven Verlust, sogar den Mitgliederabsturz seit 30 Jahren in Freizeit- und Breitensport-Deutschland verantwortlich? Vereine zeigen auf Verbände, Verbände zeigen auf Vereine, beide zeigen auf … was auch immer. Was ist unterhalb des Hochleistungssportes eigentlich wirklich los? Warum funktionieren auf der einen Seite Vereine, in denen bis an die Leistungsgrenze ausgereizte Menschen in beruflichen Führungspositionen dennoch eine „Top-Performance“ bei der Parallel-Führung Ihres Vereins hinlegen und auf der anderen Seite andernorts vielfach genau diese Arbeitsbelastung als Argument gegen ein Engagement in einem Verein angeführt wird? Geht es möglicherweise also um mehr als nur „Wer sitzt viel zuhause rum und möchte sich ehrenamtlich in unserem Verein engagieren?“

­Nur ein Blick (von vielen möglichen) auf …: Automatisierung!

Eigentlich sollte das einem ja von selber auffallen, da es sich die ganze Zeit überall beobachten lässt: Computer, Automaten, Roboter, Algorithmen, digitalisierte Systeme, die uns (auch ehrenamtliche!) Arbeit abnehmen und gleichzeitig Zeit lassen für das, was wirklich wichtig ist – mehr (ehrenamtliche) Arbeit, sinnvolle (ehrenamtliche) Arbeit … versteht sich. Aber wo ist die weitverbreitete „Arbeitsteiligkeit“ in Vereinen? Viele – vielleicht zu viele – Vereine sind in puncto Führung des Vereins abhängig von jemanden, der bei der Wahl die Hand gehoben hat und von Mitgliedern gewählt wurden, die froh darüber waren, jemanden „gefunden“ zu haben. Ohne Blick für die notwendigen und erforderlichen Fähigkeiten … nämlich u.a. Arbeitsteiligkeit ebenso sinnvoll installieren zu können. Mehr Anspruch war scheinbar nicht …

Aber ist das wirklich der Anspruch im Jahr 2022, Vereine am „Leben“ zu erhalten, unsere Sportart am Leben zu erhalten?

Arbeitsteiligkeit und die Delegation von Aufgaben ist eine immer herausfordernde Koordinierungsarbeit. Die Digitalisierung dagegen hilft und betrifft Routinen, Wiederholungen. Alles, was in Vereinen automatisiert werden kann, kann auch automatisiert werden. Und alles heißt wirklich alles, was sich wiederholen lässt. Menschen in Vereinen und Verbänden könnten sich also durchaus mit Originellem beschäftigen, nicht nur mit Langweiligem. Es liegt also an jedem Verein selbst, wie er sich und seine (ehrenamtliche) Arbeit organisiert.

Nun aber sind die Übergänge von einem zum anderen schwer, immer wieder. Die Übergangsphasen von gestern zu heute tun weh. So wie im Augenblick. Wer noch immer leugnet, dass wir in 20-25 Jahren ernsthafte Probleme im Wettkampfbetrieb in Deutschland haben werden, der darf heute gerne einmal nach Norden schauen. Im sportartspezifischen Landesverband in Mecklenburg-Vorpommern ist zu beobachten, dass es auf Kreis- und Bezirksebene schon lange landesweit keine Nachwuchsmannschaften mehr gibt und die untersten Spielklassen für Kinder und Jugendliche – die Landesligen – bedauerlicherweise in Ihrer Altersstruktur auch keine optimistische Sichtweise in den kommenden Jahren aufkommen lassen. Jedenfalls keine Sichtweise, die Motivation, Breite und Leistungsniveau steigen lassen, denn alleine mögliche Fahrwege wären im Augenblick schon ein wichtiges KO-Kriterium. Und zeitgleich spielen dort statistisch die ältesten Spielerinnen und Spieler insgesamt in Deutschland.

Wie sieht also die Zukunft dort in 10 Jahren aus, wenn der Status Quo im Jahr 2022 zur Einschätzung der Lage zu Grunde gelegt wird?

Gesamtwertung U13/U15 Deutschland-Pokal 2022 (Quelle: DTTB, 2022)

Nachdenken, Beratung, „Change organisieren“, Kooperation und Zusammenarbeit gibt es im Grunde genau deshalb. Es geht darum, die Übergänge abzufedern. Leicht werden sie dennoch nicht, denn (ehrenamtliche) Arbeit ist immer mehr als nur (ehrenamtliche) Existenzsicherung. Viele Vereine und Verbände brauchen dringend eine Reform, die das zunehmende Tempo der Transformation unserer Außenwelt auch berücksichtigt. Das ist wichtig, damit sich niemand vor dem Fortschritt fürchten muss. Allerdings setzt dies voraus, dass die jeweils Verantwortlichen erkennen, dass sie so wie bisher nicht weitermachen können und eine Verantwortung für das haben, was sie hinterlassen. In den wenigsten Fällen eine rechtliche, allerdings eine sehr stark moralische. 

Wie können also diejenigen, die Vereine und Verbände führen, Automatisierung und Fortschritt zum Wohl möglichst vieler Ihrer Mitglieder verwenden? Wie bekommt man ein System hin, in dem die Routinearbeit an Bedeutung verliert, weil wir Besseres zu tun haben müssten? Zum Beispiel ehrenamtliche Arbeit zu “optimieren”, in der wir nicht ersetzbar sind…

Hier liegt das große Potenzial unserer Wissensgesellschaft und ihrer Ökonomie. Wissensarbeit, Kopfarbeit ist eben nicht nur einfach Vereine und Verbände verwalten, sondern Gestalten. Die Wahrheit ist deshalb: Wer Vereine und Verbände durch sein Know-how stabiler, resilienter und erfolgreicher macht, ihre Entwicklung fördert, der leistet Wissensarbeit in Reinkultur und fördet die Entwicklung seiner Organisation. So wie beispielsweise in Hessen ein „Change-Programm“ im dortigen Verband in diesem Jahr angelaufen ist, dass sich in vielen kleinen Gesprächsrunden zum Ziel gesetzt hat, den eigenen Verband von innen zu erneuern. Es wird dort einigen Vereinen sehr wehtun und eine Menge Unsicherheit produzieren … aber die Erneuerung danach wird wesentlich stabiler sein als davor. So ist dies in jedem Change-Prozess … und das muss man vorher wissen. Wer dem aus dem Weg geht, trifft halt seine eigene Entscheidung … wird aber betroffen sein.

Alle Tätigkeiten, die nicht vom Band rollen, funktionieren so und müssen in der Praxi ihren Test bestehen. Ein(e) Trainer(in), der/die im Training und seiner Trainiongsorganisation improvisieren kann, ein Vereinsentwickler in einem Verband, der wirklich Neues erdenkt und andere dazu inspiriert, ein Präsident, der seinen Verein/Verband und seine Sportart repräsentiert und positiv darstellt, seinen Verein/Verband auch als „soziales Konstrukt“ betrachtet und behandelt … das ist alles Wissensarbeit. Wissensarbeit ist der Schlüssel zu Weiterentwicklung. Wenn Dinge einzigartig sind, originell, neu gedacht, besser gemacht. Wissensarbeit ist die Arbeit, bei der „der Mensch/das Mitglied (und seine „Probleme“) im Mittelpunkt stehen“. Bei der die persönlichen Bedürfnisse und Fragen der Menschen im Mittelpunkt stehen. Es bleibt uns auch gar nichts anderes übrig. Das nur mal so nebenbei … denn darauf bezieht sich jede Organisation: deren Existenzberechtigung – egal ob Verein oder Verband – sind die Probleme Ihrer Mitglieder und Ihres satzungsgemässen Zweckes.


Was uns bleibt? Mehr persönlicher denken, origineller und kreativer sein. Man sollte z.B. denjenigen zuhören, die sich z.B. in Hessen damit beschäftigen – und damit selbst aus der Denkroutine herauskommen. Alles über Bord schmeißen, was Routine ist. Neues ausprobieren, Originelles ausprobieren, auf Innovation und Fortschritt setzen. Scheitern – weil Scheitern zum erfolgreichen Change gehört. Wenn nicht in Krisen wie jetzt, wann dann? Und wenn´s geht, bevor der eigene Verein abgemeldet werden muss. 

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