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Zum Selbstverständnis, der Wertschätzung und Anerkennung der Trainer-Tätigkeit/des Trainer-Berufes

Sollte die Arbeit von Trainerinnen und Trainern im Sport ihrer Bedeutung angemessen wertgeschätzt und anerkannt werden? Sollten Trainerinnen und Trainer adäquat (ihrer Qualifikation, Ihrer Erfahrung und Ihrer Referenzen entsprechend) und dessen Gegenwertes bezahlt werden?

Die meisten Menschen, die dies lesen, würden wahrscheinlich sagen: „Das ist doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit!“

Wer von uns hat diese Aussage im Kontext seiner eigenen Wertvorstellungen und seiner gesellschaftlichen Weltsicht nicht auch schon genutzt, um eben diese Wertvorstellungen und Ansichten nicht nur zu bestätigen, sondern ihnen auch noch einen gewissen bestätigenden Nachdruck zu verleihen? Aber was bedeutet heute eigentlich noch eine solche Aussage? Was ist heute noch für viele Menschen „selbstverständlich“?

Worüber wir sprechen? Nun … in diesem Artikel über die Arbeit von ehren-, neben- oder hauptamtlich/-beruflich – von Trainerinnen und Trainern im Sport. Ihre Bedeutung wird – vor allem sportpolitisch – immer wieder hervorgehoben, wird von unserer „Gesellschaft“ implizit erwartet … ohne allerdings – sportpolitisch und auch gesellschaftlich – über die Konsequenzen dieser Aussagen tiefer nachzudenken. Geschweige denn sich Gedanken zu machen, wie sich die Situation aller Trainerinnen und Trainer in deutschen Vereinen, Verbänden und Spitzenverbänden verbessern könnte. Denn diese „Selbstverständlichkeit“ wird von einem überwiegenden Teil der Trainerinnen und Trainer etwas anders wahrgenommen …

Als Anwälte dieser nicht ausreichenden Wertschätzung, der „optimierbaren“ Anerkennung und der Zuschreibung des tatsächlichen Wertes dieser Arbeit verstehen sich deshalb im Moment lediglich die entsprechenden Trainer-Verbände. Manche denken sogar, dass die Lehrreferate der einzelnen Sportarten und Ihrer Verbände ebenfalls dafür zuständig seien.

Wie stehen aber Nachwuchsspieler(innen) und deren Eltern dazu? Profitierende erwachsene Sportler? Kommunale Sportpolitiker und Vereinsverantwortliche? Die Sozialgemeinschaft im Kleinen (auch als Ganzes)? Ist der „Wert“ dieser Arbeit nur der bezahlbare Gegenwert in Euro oder die Inanspruchnahme uneigennütziger, unbezahlter Dienste? Wie würde die Breiten- und Leistungssport-Situation ohne qualifizierte Trainingsarbeit aussehen?

Dass wir bestimmte Dinge in unserem Leben für selbstverständlich halten, ist menschlich. Aber leider sind diese bestimmten Dinge oft jene, die am meisten für uns und unsere Gesellschaft zählen: das (un)bezahlte Engagement für eine Gemeinschaft u.a. im Verein (Ehrenamt), das (unter)bezahlte Engagement in sozialen und pädagogischen Berufen in Vorschulbereichen, die Aus- und Weiterbildungs- sowie Trainingsarbeit von Trainer(innen) in Vereinen und Verbänden und – selbstverständlich – „Danke“ und „Bitte“ sagen zu können.

Die aktuelle Krise zwingt uns – auch und besonders in unserer Sportart – noch eindringlicher als bisher unsere (bisherigen) Prioritäten zu überdenken und uns auf das zu fokussieren, was wirklich zählt. Wie können wir also aufhören damit, die bedeutsamen Dinge in Vereinen für selbstverständlich zu halten und mehr Dankbarkeit zu zeigen für das, was wir derzeit haben oder auch das, was wir haben könnten?

Am Beispiel der jeweils eigenen Gesundheit lässt sich exemplarisch belegen, worüber wir nachdenken könnten. Wenn alles in unserem Körper und Geist so funktioniert, wie es sollte, denkt niemand daran – vor allem nicht, wenn wir jünger sind – dass wir eines Tages vielleicht mit Gesundheitsproblemen konfrontiert werden könnten. Die Fähigkeit des Sehens ist etwas, das die wenigsten von uns als „Fähigkeit“ bezeichnen würden; sie ist einfach da.

Wir wachsen in unserer Umgebung und unserer Umwelt auf; und doch sind auch Dinge wie z.B. sauberes Wasser, Lebensmittelversorgung, Bäume und Parks usw. Dinge, die wir für selbstverständlich halten. Eine Welt ohne diese Dinge ist für die meisten Menschen unvorstellbar, … obwohl Klimaaktivisten warnen und Gegenteile aufzeigen, die genau das in Frage stellen.

Unsere Freiheiten sind Rechte, für die vergangene Generationen gekämpft haben und dennoch sind sie – wie man an der aktuellen Pandemiesituation erkennen kann – zu einer solchen Konstante in unserem Leben geworden, dass wir nicht einmal mehr darüber nachdenken, ob wir uns mit eingeschränkten individualisierten Freiheiten auch solidarisch verhalten könnten.

Demokratisch wählen können, freizügiges Reisen über Ländergrenzen, Familie, Freunde, romantische Beziehungen erweitern unsere Lebensqualität.

Aber … während unser digitales Leben in sozialen Medien unsere Netzwerke erweitern, werden unsere Beziehungen im „echten Leben“ zeitgleich immer weniger innig. Eine schnelle Nachricht über einen Messanger ziehen heute schon mehr Menschen einem 1-zu-1-Gespräch vor als vor 10 Jahren. Es entbehrt nicht einer konkreten Ironie, dass erst dann, wenn wir dabei sind wertvolle Dinge zu verlieren, wir erkennen, wie wertvoll diese wirklich sind … oder waren. Und wie wenig wir sie geschätzt haben …

Zurück zur qualifizierten Trainingsarbeit: Diese Arbeit, die wir – sofern sie in Vereinen überhaupt vorhanden ist – als „gegeben“ hinnehmen, ist eben eine Arbeit, die anderen Menschen eine gewisse Verlässlichkeit gibt. Und noch Vieles mehr … Unbewusst setzen wir voraus, dass diese immer da sein wird (wenn sie einmal da ist oder früher oder später schon wieder kommen wird) und erwarten nicht, dass sie jemals auch nicht mehr da sein könnte.

Leider eine Illusion …

Die Wahrheit ist: Auch Trainings- und Trainerarbeit hält nicht ewig. Die Vergänglichkeit, die Veränderung ist ein konstanter Begleiter durch unser Vereinsleben. Trainer(innen) verändern sich, Vereinsverantwortliche verändern sich. Unsere Welt verändert sich. Die meisten von uns wissen das, aber wir neigen dennoch dazu, dem Trugschluss der Beständigkeit immer wieder zu verfallen. Und dass man zur Erhaltung nichts tun müsse …

Als selbstverständlich zu halten, dass qualifizierte Trainingsarbeit kontinuierlich und „gegen kleines Entgeld“ geleistet wird, bekommt immer mehr einen schlechten Ruf, denn die damit einhergehende fehlende Aufmerksamkeit für einen „leistungslimitierenden Faktor“ und den eigentlichen Wert einer qualifizierten Trainingsarbeit schadet den jeweiligen Sportarten, Vereinen, Verbänden – früher oder später. Aus diesem Grund („Selbstverständlichkeit“) fühlen sich viele Kolleginnen und Kollegen auch wenig wertgeschätzt, anerkannt.

Qualifizierte und engagierte, wertvolle Trainingsarbeit als selbstverständlich hinzunehmen bewirkt das Gegenteil von Dankbarkeit: nämlich „Selbstverständlichkeit“. Und damit Gleichgültigkeit. Dies gilt uneingeschränkt für jede bezahlte oder unbezahlte Arbeit im Sport.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der man im Sport große Erfolge feiert. Die der Athletinnen und Athleten. Aber was, wenn wir es zur Gewohnheit machen würden, auch die Arbeit, den (Gegen-)Wert und das Engagement derjenigen aktiv wahrzunehmen und zu feiern, die dafür die Hauptverantwortung tragen? Und das nicht nur im Fußball …

Es verlangt nur etwas mehr Respekt und Achtsamkeit.

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