Ein Kommentar von Thomas Dick, Hinterzarten
Wer als Verein mit Spieler(innen) und Mannschaften, aber auch in der Organisation weiterkommen möchte, darf keine Angst haben, nach vorne zu denken und muss qualifizierte Tischtennistrainer und eine moderne Vereinsstruktur anbieten
Was in anderen Sportarten gang und gäbe ist, weist unsere Sportart als einer der wenigen gar nicht auf: eine Trainingskultur, die Lernen und Weiterentwickeln ermöglicht. Vereine verweigern sich schon seit Jahrzehnten den Argumenten, dass nur qualifizierte Tischtennistrainer langfristig stabile Leistungen der eigenen Spieler(innen) ermöglicht. Dazu kommt, dass die momentane Tischtennistrainer-Ausbildung praktisch nur auf den Nachwuchsbereich ausgelegt ist und dem massiv gestiegenen Interesse und der Nachfrage nach qualifiziertem Erwachsenentraining nicht gerecht wird.
Tischtennis-Vereine und -Abteilungen, aber auch diverse Verbände verweigern sich beharrlich dem „Neuen“ und sind notorisch pessimistisch was ihre eigene Weiterentwicklung angeht. Schon gar nicht mit Trainingsangeboten durch qualifizierte Tischtennistrainer. Dieses Thema ist fast nur noch ideologisch umkämpft und mit Totschlagargumenten besetzt. Und das obwohl es zwischenzeitlich nach massiven Mitgliederverlusten der letzten drei Jahrzehnten gilt, unsere Sportart zu erhalten … Verantwortliche in Vereinen zeigen überwiegend unabhängig voneinander das gleiche Verhaltensmuster: Zukunftsangst. Sie wollen, dass alles so bleibt, wie es ist und möchten auch ihr Verhalten nicht ändern.
Aber die Rechnung wird kommen, wie beim Klimawandel ebenfalls …
Eine optimistische Haltung, weil Potenzial in der Zukunft gesehen wird? Fehlanzeige. Vor allem weil Ideologie noch nie dazu geführt hat, sich darüber zu unterhalten, was denn konkret zu tun wäre. Viele haben es sich auch bequem gemacht und ruhen sich auf den Erfolgen „von früher“ aus. Das nennt man dann wohl „veraltete Zukunft“. Der größte Hemmschuh für die Erfolge von morgen sind die Erfolge von gestern! Dieses Phänomen ist übrigens auch in der Schweiz und Österreich zu beobachten: Verantwortliche in Vereinen (und Verbänden) tun sich extrem schwer mit der Tatsache (Fakt!), dass sich viele fest etablierte Elemente der alten Zukunft verändern. Ändert sich zu viel auf einmal, hat man keinen Bock mehr auf Veränderung. Dieser Wandel – auch gesellschaftlicher Normen – überfordert viele. Aber Deutsche sorgen sich nochmal wegen einer „Gefahr“ besonders stark und meinen, jetzt ist die Situation aber richtig schlimm.
Dabei sollte es angestrebt werden, eine gute Toleranz gegenüber Unwissenheit und Ungewissheit zu entwickeln. Unsere Vereine müssen lernen, sich mit Ungewissheit wohlzufühlen und sie als Vakuum begreifen, in dem man coole Dinge ausprobieren und tun kann. Bedeutet also, dass wir lernen müssen, einen leicht intellektuellen Snobismus gegenüber anderen Sportarten oder „besonderer Umstände“, auf deren Kosten wir unsere Argumente für „nichts tun“ immer anführen, abzulegen. Und dies besonders bei der Beschäftigung qualifizierter Tischtennistrainer(innen) im eigenen Verein oder mit anderen Vereinen gemeinsam (Kooperation).
Die Argumente hier dürfen also nicht mehr sein: „Ich stemme mich dagegen, dass es so kommt (z.B. mit dem Nachbarverein arbeite ich nicht zusammen! „Kindergarten-Argumentation“). Sondern: „Lass uns das mal gemeinsam durchdenken und ausprobieren und Zukunftsziele und Vorstellungen formulieren und angehen!“
Vermeidungsnarrative sieht man an allen Ecken und Enden in unserem Sport. „Das solltet Ihr nicht tun, sonst wird es noch schlimmer!“ Also doppelte Negativität in einem Satz … ☹. Wo liest und hört man etwas von positiven Formulierungen?
Wir weisen also vor allem darauf hin, wie etwas zum Thema Weiterentwicklung des eigenen Vereins erzählt wird. Es ist also die Kunst von Abteilungsleiter(innen) und Vorständen, dass sie eine gewisse Vereinszukunft identifizieren, sie zum Leben erwecken und ihren Mitgliedern zu zeigen. Ebenfalls gehört dazu, Routinen im eigenen Verein in guter Absicht, aber homöopathischen Dosen, permanent zu stören. Pragmatischer Optimismus, bei dem man bewusst daran denkt, was man selbst tun kann wäre also gefragt.
Dabei sollte bedacht werden, dass es nicht immer nur eine richtige Antwort gibt. Es muss und sollte in verschiedene Richtungen gedacht werden. Dafür braucht man kritische Geister, die in Hypothesen und Anti-Thesen denken können, sich selbst widerlegen und gedankliche Karussellfahrten können.
Gerade weil so wenige qualifizierte Tischtennistrainer in Vereinen in Deutschland, der Schweiz und Österreich zu finden sind, sind dies drei „Riesen“, die ihr Potenzial bei Weitem nicht ausschöpfen. Obwohl man weiß, dass Menschen Veränderungen nicht mögen, aber damit dann doch gut umgehen können, wenn sie denn kommen, tun die meisten Vereine das Gegenteil: sie stopfen schnell dieses Loch und dieses Loch, um nicht verändern zu müssen.
Wenn Vereine also selbst Angst vor Veränderung haben, können sie nicht nach vorne denken, weil Gehirne dann einen Teil mit Zugang zum kreativen Lösungsdenken abriegeln. Und sie sollen verstehen, dass Dinge, die gut laufen, lange Vorläufe gebraucht haben.
Das Gleiche gilt allerdings auch für schlechte Dinge … und damit ist dann riesiges Potenzial verschwendet worden!